Jugoslawen beim FührerHitlers Begegnungen mit jugoslawischen Staatsmännern im Zweiten Weltkrieg

Martin Moll *

IZVLEČEK
JUGOSLOVANI PRI FÜHRERJU
HITLERJEVA SREČANJA Z JUGOSLOVANSKIMI DRŽAVNIKI MED 2. SVETOVNO VOJNO

1V prispevku so prikazani Hitlerjevi obiskovalci med letoma 1940 in 1944, ki so prihajali z jugoslovanskega ozemlja. Trije jugoslovanski, 14 hrvaških in en srbski državnik so v tistem času predstavljali različne države: 1) suvereno Kraljevino Jugoslavijo, ki ji je Hitler dvoril, vendar nanjo ni pritiskal vse do konca marca 1941; 2) navidezno suvereno ustaško Neodvisno državo Hrvaško (ki je obstajala od aprila 1941 do leta 1945 in je bila v resnici odvisna od Nemčije in nekaj časa tudi od Italije); 3) še šibkejšo okrnjeno Srbijo, ki jo je Wehrmacht okupiral aprila 1941. Šele po večmesečnih prizadevanjih je Hitlerju uspelo prepričati jugoslovansko vlado, naj državo priključi trojnemu paktu, kar pa zaradi takojšnje menjave vlade pravzaprav ni imelo nikakršnega pomena. Do sredine leta 1943 so si Hrvati prizadevali predvsem za Hitlerjevo podporo proti italijanskemu vplivu, kar jim je delno uspelo. Vedno so samozavestno in včasih tudi uspešno zastopali svoje interese. Hitler je simpatiziral s Hrvati, med drugim zaradi svojih avstrijskih korenin. Nasprotno pa Srbov ni maral in jim ni zaupal, zato je njihovega predsednika vlade Nedića gostil le enkrat. O tem srečanju ni na voljo skoraj nobenih informacij, zato ga ni mogoče primerjati z drugimi.

2Ključne besede: druga svetovna vojna, Hitler, Balkan, Kraljevina Jugoslavija, ustaška država, Srbija, okupacijska politika, trojni pakt

ABSTRACT
YUGOSLAVS MEET THE FÜHRER
HITLER’S ENCOUNTERS WITH YUGOSLAV STATESMEN IN WORLD WAR II

1Hitler’s visitors from 1940 to 1944 (3 Yugoslavs, 14 Croats, 1 Serb), portrayed here in varying degrees of detail, represented diverging states: 1) The sovereign Kingdom of Yugoslavia, courted by Hitler, but never put under pressure, until the end of March 1941, 2) the seemingly sovereign Independent Croatian State of the Ustasha from April 1941 to 1945. In reality, this unstable state depended on Germany and, temporarily, also on Italy. 3) The even weaker rump Serbia, occupied by the Wehrmacht from April 1941. Only after several months of efforts, Hitler succeeded in persuading the Yugoslav Government to accede their country to the Three Power Pact; a step without any practical importance due to a change of government. Until mid-1943, the Croats sought primarily Hitler’s backing against Italian dominance, with which they were partially successful. They always confidently and in some cases successfully represented the interests of their country. Hitler sympathized with the Croatians, due among other things to his Austrian origins. In contrast, he disliked and mistrusted the Serbs, so that he hosted their Prime Minister Nedić only once. Since hardly any information is available about this encounter, its comparative assessment is not possible.

2Key words: World War II, Hitler, Balkans, Kingdom of Yugoslavia, State of the Ustasha, Serbia, Occupation Policy, Tripartite Pact

1. Einleitung

1Nichts erscheint so abwegig wie die Einschätzung Adolf Hitlers als Diplomat. Und doch war Hitler als Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs in den diplomatischen Verkehr an zentraler Stelle eingebunden, womit keineswegs bloß Antritts- und Abschiedsbesuche neu ernannter bzw. abberufener Gesandter anderer Staaten, die Aushändigung von Schreiben ausländischer Staatsoberhäupter usw. gemeint sind.1 Während des Weltkriegs traf Hitler an 23 Orten mindestens 185 namentlich bekannte Personen (ohne Delegationen) des besetzten, verbündeten und neutralen Auslands (30 Staaten) – vom amerikanischen Unternehmer über einen isländischen Schriftsteller und einen indischen Rebellenführer bis zu Staatsoberhäuptern.2

2Unter Letzteren befand sich Prinzregent Paul von Jugoslawien. Neben zwei weiteren hochrangigen Vertretern des Königreichs Jugoslawien statteten nach dessen Zerschlagung im April 1941 etliche zentrale Repräsentaten des sogenannten Unabhängigen Staates Kroatien (de facto ein Satellit Deutschlands und Italiens) sowie als einziger nicht aus Kroatien stammender Ex-Jugoslawe der mit Deutschland kollaborierende Ministerpräsident Serbiens, Milan Nedić, Hitler einen Besuch ab. Eine Auflistung sämtlicher bekannter Gäste Hitlers aus Jugoslawien findet sich am Schluss dieses Artikels. Gegenbesuche des deutschen Diktators gab es nicht, denn Hitler betrat nur einmal (eroberten) jugoslawischen Boden, als er zu Beginn des Balkanfeldzugs im April 1941 eine Kurzvisite der nordslowenischen Stadt Maribor/Marburg an der Drau unternahm.

3Obwohl nach einem Diktum Talleyrands die Sprache von Politikern deren Gedanken verschleiert, kommt den Unterredungen Hitlers mit Ausländern ein beachtlicher Erkenntniswert zu. Anhand ihrer zeitlichen Abfolge und der Auswahl der Gesprächspartner bzw. deren Wegfall lässt sich der politische Verlauf des Weltkriegs en miniature verfolgen. Damit beschäftigt sich ein in Ausarbeitung befindliches Buch des Verfassers. Es fragt neben den Gesprächsinhalten nach den Begleitumständen der Treffen von 1939 bis 1945.3 Die zentrale Quelle bildet Andreas Hillgrubers Edition der deutschen Protokolle der Gespräche Hitlers mit Ausländern.4 Sie wurde durch begleitendes Material erweitert, da mittlerweile einige Zusammenkünfte belegbar sind, welche die erwähnte Edition nicht verzeichnet.

4Im Vorgriff sei hier ein für die Leser dieser Zeitschrift relevanter regionaler Aspekt präsentiert: Hitlers Treffen mit Vertretern des Königreichs Jugoslawien und, nach dessen Zerschlagung, zweier Nachfolgestaaten unter deutscher Kontrolle, Kroatien und Serbien. Begegnungen mit Repräsentanten der übrigen Teile Jugoslawiens sind nicht bekannt, wobei zu beachten ist, dass Bosnien-Herzegowina dem kroatischen Ustascha-Staat angeschlossen wurde. Hitlers jugoslawische Gäste waren ausschließlich Politiker, Diplomaten und Militärs; aus anderen Staaten empfing er sporadisch Wirtschaftsvertreter und (noch seltener) Künstler und Journalisten. Zur besseren Orientierung folgt hier zunächst eine Auflistung der infrage kommenden Personen nach Staaten und Funktion:

5D: Diplomat, meist Gesandter oder Botschafter, insgesamt 4, alle aus Kroatien (Mehrfachnennungen sind bei allen Gruppen möglich)

6M: Militärs, insgesamt 6

7P: Politiker, Staatsmänner und Staatsoberhäupter, insgesamt 12

8Jugoslawien: Aleksandar Cincar-Marković (P), Dragiša Cvetković (P), Prinzregent Paul (P)

9Summe: 3

10Kroatien: Mehmed Alajbegović (P), Vilko Begić (P, M), Branko Benzon (D), Mile Budak (D, P), Đuro Gruić (M), Vladimir Kosak (D), Sladko Kvaternik (M, P), Mladen Lorković (P), Nikola Mandić (P), Miroslav Navratil (M), Ante Pavelić (P), Stijepo Perić (P), Ivan Prpić (M), Stjepan Ratković (D)

11Summe: 14

12Serbien: Milan Nedić (M, P)

13Summe: 1

14Die zentralen Fragen lauten: Warum traf Hitler im Krieg Vertreter (Ex-)Jugoslawiens (ausschließlich Männer), um welche Personen handelte es sich und welche Ämter bekleideten sie, wie gestaltete Hitler diese Begegnungen, was kam dabei zur Sprache und wie schätzte er seine Gegenüber ein?

15Bei einer Betrachtung der obigen Liste fällt das Übergewicht Kroatiens auf, dessen Vertreter Hitler mehrere Jahre hindurch trafen (Mai 1941 bis September 1944). Kroatien war ein scheinsouveräner, mit dem Deutschen Reich verbündeter Staat; Jugoslawien hingegen trat zwar am 25. März 1941 auf Hitlers Drängen dem Dreimächtepakt bei, doch wurde die Regierung deshalb zwei Tage darauf gestürzt, sodass sich das Bündnis nicht in einer intensiveren Besuchsdiplomatie niederschlagen konnte. Serbien wiederum war seit April 1941 von der Wehrmacht besetzt, die es auch verwaltete, ohne der kollaborierenden Marionettenregierung Nedić mehr als den Anschein von Souveränität zuzubilligen, wie dies beim kroatischen Ustaschastaat der Fall war. Nedić musste lange bitten, bis ihn Hitler im September 1943 empfing. Leider ist gerade hiervon kein Protokoll überliefert.

16Die mit 14 herausragende Zahl kroatischer Besucher erklärt sich nicht nur aus dem Bündnis zwischen dem Ustaschastaat und dem Reich, verbunden mit gemeinsamen Kriegsanstrengungen im Kampf gegen die Sowjetunion und die Partisanen, sondern auch aus der hohen Personalfluktuation: Zwischen Mai 1941 und dem Kriegsende war Kroatien in Berlin durch vier verschiedene Gesandte vertreten (alle mussten Hitler persönlich ihr Beglaubigungsschreiben überreichen) und es verbrauchte mehrere Regierungschefs, Außen- und Kriegsminister, die besonders dazu prädestiniert waren, von Hitler eingeladen zu werden.

2. Jugoslawien

1Hitler hatte bis 1941 generell eine recht gute Meinung von Jugoslawien und dessen Prinzregenten Paul, den er während dessen Deutschlandbesuchs im Juni 1939 kennengelernt hatte. Paul führte die Staatsgeschäfte für seinen minderjährigen Neffen, Kronprinz Peter, den Sohn des 1934 in Marseille ermordeten Königs Alexander. Im Herbst 1940 war klar, dass der am 28. Oktober 1940 ohne Wissen und Willen Hitlers gestartete Angriff Italiens auf Griechenland in ein Debakel gemündet hatte und Hitler seinem Verbündeten Benito Mussolini zu Hilfe kommen musste. Zu diesem Zweck galt es, unter den Balkanstaaten Verbündete ausfindig zu machen und zu einer gemeinsamen Militäraktion gegen Griechenland zu überreden. Andernfalls hätte die deutsche Wehrmacht Griechenland lediglich von Albanien aus (damals ein italienisches Protektorat) angreifen können. Für die deutschen Absichten eigneten sich am besten Jugoslawien und Bulgarien.5

2Das deutsche Werben begann mit einer Einladung des seit Februar 1939 amtierenden Außenministers Aleksandar Cincar-Marković,6 der mit Hitler am 28. November 1940 in dessen alpinem Domizil, dem Berghof bei Berchtesgaden, zusammentraf. Hitler hatte zuvor den widerstrebenden Mussolini überredet, Jugoslawien in die Operation gegen Griechenland einzubeziehen. Dies sollte in Form des Beitritts Jugoslawiens zu dem erst am 27. September 1940 zwischen Deutschland, Italien und Japan abgeschlossenen Dreimächtepakt erfolgen; ein solcher Schritt hätte eine klare Parteinahme für die Achse und gegen Großbritannien bedeutet. Cincar-Marković reagierte nicht nur deshalb ausweichend, sondern auch, weil er keine Verhandlungsvollmacht hatte. Er durfte lediglich deutsche Vorschläge entgegennehmen; Entscheidungen konnten nur der Kronrat und die Regierung fällen. Da sein Gast trotz in Aussicht gestellter Territorialgewinne und wirtschaftlicher Vorteile reserviert blieb, äußerte Hitler, er sei im Fall von Rückfragen jederzeit bereit, Cincar-Marković oder den Prinzregenten auf dem Berghof oder in einem größeren Rahmen in Wien zu treffen.7 Die jugoslawische Seite machte von diesem Offert, das deutlich Hitlers Interesse an einem Agreement zum Ausdruck brachte, in den folgenden Monaten allerdings keinen Gebrauch.

3Der erste Besuch eines Jugoslawen bei Hitler seit Kriegsbeginn verlief nicht nur ergebnislos, er hatte obendrein ein peinliches Nachspiel. Reichsaußenminister (RAM) Joachim von Ribbentrop, der bei dem Treffen auf dem Berghof anwesend gewesen war, brachte es fertig, die Übersicht zu verlieren. Am 21. Dezember 1940 telegrafierte er an die deutsche Gesandtschaft in Belgrad, ein von Cincar-Marković zwei Wochen zuvor vorgeschlagener Nichtangriffspakt zwischen Deutschland, Italien und Jugoslawien würde „natürlich nicht den Rahmen ausfüllen, den wir für die Vertiefung der Beziehungen Jugoslaviens zu den Achsenmächten […] im Auge gehabt hätten“; vielmehr stehe der deutscherseits dringend gewünschte Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt auf der Tagesordnung.8 Nachdem der deutsche Gesandte in Belgrad im Auftrag von Ribbentrops Cincar-Marković hiervon informiert hatte, machte dieser aus seiner Überraschung kein Hehl: „Der Gedanke des Abschlusses eines Nichtangriffspaktes zu dreien als Mittel zur Konsolidierung der hiesigen Lage sei ja vom Führer selbst ausgegangen.“ Hiermit bezog sich der Jugoslawe auf seine Unterredung mit Hitler am 28. November 1940 in Gegenwart von Ribbentrops.9 Tatsächlich enthält das deutsche Protokoll folgende Äußerung Hitlers: „Zwischen Italien und Deutschland einerseits und Jugoslavien andererseits könnte ein Nichtangriffspakt abgeschlossen werden“.10 Von Ribbentrop wollte lediglich hinzugefügt haben, falls Jugoslawien dies wünsche, sei auch eine engere Bindung möglich.11 Die Angelegenheit wurde Mitte Februar 1941 als Missverständnis deklariert und so aus der Welt geschafft.12

4Eine weitere Zusammenkunft Hitlers mit Ministerpräsident Dragiša Cvetković und Cincar-Marković am 14. Februar 1941 auf dem Berghof änderte am Status quo so gut wie nichts. Die Gäste ließen keinen Zweifel daran, dass es ihnen um die Erhaltung bzw. Wiederherstellung des Friedens auf dem Balkan ging, nicht um ihre Teilnahme an deutsch-italienischen Kriegsabenteuern. Der Konflikt zwischen Italien und Griechenland war in ihren Augen eine Angelegenheit dieser beiden Staaten. Gegen Ende des Gesprächs wurde eine Begegnung zwischen Hitler und dem Prinzregenten in Aussicht genommen.13

Hitler empfängt den jugoslawischen Ministerpräsidenten Cvetković auf dem Berghof, 14. 2. 1941. Ganz links Dolmetscher Schmidt, rechts mit ausgestreckter rechter Hand von Ribbentrop.
Hitler empfängt den jugoslawischen Ministerpräsidenten Cvetković auf dem
                        Berghof, 14. 2. 1941. Ganz links Dolmetscher Schmidt, rechts mit
                        ausgestreckter rechter Hand von Ribbentrop.

1Quelle: Staatsmänner und Diplomaten bei Hitler, nach Seite 400.

5Hitlers Begegnung mit Cvetković ging auf eine Initiative des Gastes zurück, die eine reichlich seltsame Vorgeschichte aufweist. Danilo Gregorić, der politische Direktor der führenden jugoslawischen Zeitung „Vreme“, hatte dem Belgrader Vertreter des Deutschen Nachrichtenbüros im Januar 1941 einen Brief für den Leiter der Presseabteilung des Auswärtigen Amts (AA), den Gesandten Paul Schmidt (nicht mit dem gleichnamigen Dolmetscher Hitlers zu verwechseln!), übergeben. Der Brief landete über einen Vertrauensmann zuerst beim Chef der Sicherheitspolizei und des SD (Sicherheitsdienst), der ihn am 25. Januar an Schmidt weitergab. In dem Schreiben heißt es, Cvetković wünsche möglichst bald mit von Ribbentrop und eventuell auch mit Hitler zu sprechen, weil er den Eindruck habe, Außenminister Cincar-Marković habe ihn über seine Gespräche in Deutschland im vergangenen Herbst – darunter mit Hitler am 28. November – weder vollständig noch korrekt informiert, da er vermutlich nicht alles verstanden habe. Ob Cvetković diesen mehr als ungewöhnlichen Vorstoß in Auftrag gab oder ob es sich um eine Eigeninitiative des Zeitungsmanns handelt, ist unklar.14 Fest steht, dass Cincar-Marković bereits bei der Unterredung am 28. November 1940 angekündigt hatte, er werde Hitler und von Ribbentrop „über einen besonderen Vertrauensmann“ über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten. Damit war Gregorić gemeint.15

6Schmidt nahm den Ball auf und veranlasste über einen nicht mehr rekonstruierbaren Weg, dass das Schreiben aus Belgrad auf Hitlers Schreibtisch landete. Walter Hewel, von Ribbentrops Verbindungsmann im Führerhauptquartier, ließ am 29. Januar die Adjutantur des RAM wissen, er habe den Brief „weisungsgemäß dem Führer vorgelegt. Nach Durchlesen des Briefes hat der Führer sich mit einer Einladung Cvetkovićs einverstanden erklärt. Über den Termin hat der Führer sich noch nicht geäußert, meinte aber, daß es besser sei, ihn auf dem Berghof als in Berlin zu empfangen. Ich nehme persönlich an, daß der Führer ab 6. oder 7. Februar wieder auf dem Berghof ist. Auf jeden Fall möchte der Führer Cvetković persönlich empfangen.“16 Wie erwähnt, war dies am 14. Februar 1941 der Fall.

7Schon drei Tage später war der Wehrmachtführungsstab über die unbefriedigende diplomatische Situation zutreffend informiert, wie folgende Eintragung in sein Kriegstagebuch belegt: „Die Verhandlungen des Führers mit dem jugoslawischen Ministerpräsidenten und Außenminister sollen nicht voll befriedigend verlaufen sein. Es werden jedoch neue Verhandlungen mit dem jugoslawischen Prinzregenten erwartet.“17

8Hitler erkannte nach den bisherigen Misserfolgen, dass er direkt bei Paul ansetzen musste, wollte er angesichts der auf Hochtouren laufenden deutschen Vorbereitungen für den Griechenlandfeldzug noch rechtzeitig Erfolg haben (Bulgarien, der zweite wichtige potenzielle Verbündete, trat am 1. März 1941 dem Dreimächtepakt bei). Es vergingen nur rund drei Wochen, bis Paul Hitlers Einladung Folge leistete und am 4. März 1941 auf dem Berghof erschien. Über diese Begegnung existiert kein deutsches Protokoll, ihr Inhalt lässt sich jedoch aus anderen Quellen rekonstruieren. Das Kriegstagebuch des Wehrmachtführungsstabs teilt lapidar mit: Es sei um den Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt gegangen.18 Laut einer Zusammenfassung, die von Ribbentrop an den deutschen Gesandten in Belgrad schickte, stellte Hitler dem Prinzregenten einen Zugang Jugoslawiens zur Ägäis in Aussicht, falls es sich den Achsenmächten anschlösse. Paul replizierte freimütig, dies falle ihm wegen der griechischen Abstammung seiner Frau, seiner Sympathien für England und seiner kritischen Einstellung zu Italien schwer. Er fürchte, dass er bei einem Eingehen auf Hitlers Vorschlag nicht mehr lange an der Macht bliebe – eine prophetische Aussage! Als man auseinanderging, behielt sich der Prinz seine Entscheidung vor.19 Er und die Regierung ließen sich bald darauf trotz massiver Bedenken und des Rücktritts einiger Minister zum Beitritt bewegen und wurden prompt vom Militär gestürzt.

9Anlässlich der pompösen Unterzeichnungszeremonie am 25. März 1941 im Wiener Schloss Belvedere trafen Hitler, von Ribbentrop, Cvetković und Cincar-Marković dort und danach im Hotel Imperial erneut zusammen. Die Jugoslawen hatten zwar dem deutschen Drängen nachgegeben, sich aber nicht unterworfen: Der Beitrittsvertrag enthielt weder militärische Verpflichtungen Jugoslawiens gegenüber Deutschland noch ein Recht zum Durchmarsch deutscher Truppen in Richtung Griechenland; dafür sollte Jugoslawien nach der (von anderen durchzuführenden) Niederwerfung Griechenlands ohne Eigenleistung Saloniki und somit einen Korridor zur Ägäis erhalten. Gleichwohl schlugen die beiden Südslawen in Wien eher devote Töne an, sie verhehlten freilich nicht, dass es gegen den Beitritt zum Dreimächtepakt massive Widerstände gegeben hatte, die nur die persönliche Intervention des Prinzregenten ausräumen konnte. Hitler erwiderte, diese teils mentalen Hürden (gemeint sind anti-deutsche Ressentiments aus dem Ersten Weltkrieg) seien ihm bewusst; Jugoslawien habe aber die richtige Entscheidung getroffen.20 Zwei Tage später, nach dem Belgrader Militärputsch, war all dies Makulatur. Am 6. April begann der Balkanfeldzug, nun nicht mehr nur gegen Griechenland, sondern auch gegen Jugoslawien, das in knapp zwei Wochen erobert wurde.

3. Kroatien

1Noch während der Eroberung bzw. des Zerfalls Jugoslawiens proklamierte die im Untergrund bzw. im Exil aktive faschistische Ustascha-Bewegung einen Unabhängigen Kroatischen Staat, der sich sofort um die Anerkennung durch die beiden benachbarten Großmächte Deutschland und Italien bemühte, die er erhielt, wenngleich beide Mächte dies nicht eingeplant hatten und Italien Kroatien als zu seiner Einflusssphäre gehörig betrachtete. Die neue Regierung in Zagreb ernannte umgehend Gesandte in Berlin und Rom. Der für das Reich nominierte Gesandte Branko Benzon bemühte sich sofort um einen Termin bei Hitler, der vermutlich am 7. Mai 1941 in Berlin stattfand. Das Ereignis ist in Harald Sandners Itinerar Hitlers für diesen Tag ohne Quellenangabe verzeichnet, ein Protokoll der vermutlich nur kurzen Begegnung existiert nicht.21

2Der seit dem 12. April amtierende, aus dem Exil in Italien heimgekehrte, selbsternannte Staatsführer („Poglavnik“) Kroatiens, Dr. Ante Pavelić, bemühte sich ebenfalls um eine rasche Vorsprache bei Hitler, um bei ihm Rückendeckung gegen die weitreichenden italienischen Ansprüche gegenüber Kroatien zu finden. Der Diktator empfing den Kroaten am 6. Juni 1941 auf dem Berghof, vier Tage nach einer Aussprache mit Mussolini. Pavelić hatte sich zwei außergewöhnliche Geschenke einfallen lassen: Wie bildlich festgehalten ist, überreichte er Hitler zwei Reminiszenzen an dessen Idol, den preußischen König Friedrich II. den Großen. Es handelte sich um ein Schachspiel des Königs und eine preußische Fahne, die kroatische Regimenter der Habsburgerarmee während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) erbeutet hatten. Hitler und seine Entourage, darunter Reichsmarschall Hermann Göring und von Ribbentrop, bestaunten die Geschenke voller Bewunderung.22

Übergabe von Geschenken durch Ante Pavelić (2. von rechts) an Hitler auf dem Berghof, 6. 6. 1941. Neben Hitler in heller Uniform Hermann Göring.
Übergabe von Geschenken durch Ante Pavelić (2. von rechts) an Hitler auf
                        dem Berghof, 6. 6. 1941. Neben Hitler in heller Uniform Hermann Göring.

1Quelle: Staatsmänner und Diplomaten bei Hitler, nach Seite 560.

3Pavelić diente sich Hitler mit unterschiedlichen Argumenten an, darunter mit Hinweisen auf die besondere Treue der Kroaten zu Zeiten der österreichisch-ungarischen Monarchie. Pavelić verstieg sich gar zu einer kühnen Behauptung, von der er annahm, sie würde Hitler gefallen: Die Kroaten seien gar keine Slawen, sondern Nachkommen der Goten, also Germanen. Um seine Ansprüche auf Bosnien-Herzegowina zu untermauern, ließ er den Diktator wissen, bei den dortigen „Muselmanen“ (Muslimen) handle es sich um „den reinsten Teil des kroatischen Volkes, bei dem sich das Nationalbewußtsein am stärksten erhalten hätte“. Immer wieder artikulierte Pavelić verhaltene Kritik an den weitgehenden Kompromissen, die er gegenüber Mussolini hatte eingehen müssen: Die Küste Dalmatiens war mit Ausnahme von Dubrovnik an Italien gefallen und dieses beanspruchte obendrein die Königskrone Kroatiens. Diese fiel nominell allerdings nicht an das in Italien regierende Haus Savoyen, was Pavelić strikt ablehnte, sondern an den Herzog von Spoleto (Tomislav II.), der sein „Königreich“ freilich nie betrat. Der Poglavnik unterstrich, dass Kroatien ein selbstständiger Staat sei und „sehr eifersüchtig auf seine Freiheit und seine Unabhängigkeit“ achte. Hitler widersprach nicht direkt, betonte aber mehrfach seine besondere Verbundenheit mit Italien, womit er klarstellte, dass dessen Ambitionen unbedingten Vorrang genossen. Hitlers Rat, der neue kroatische Staat müsse zu seiner Konsolidierung „50 Jahre lang eine national intolerante Politik“ betreiben, ließ sich Pavelić nicht zweimal sagen.23

4Zwei Wochen nach dieser ersten von vier Begegnungen Hitlers mit Pavelić eröffnete die deutsche Wehrmacht den Angriff auf die Sowjetunion, an dem sich kleinere kroatische Truppenteile, als symbolische Geste des Zusammenstehens Europas gegen den Bolschewismus, beteiligten. Hitler verlegte sein Hauptquartier in die in den Wäldern Ostpreußens südlich der Kleinstadt Rastenburg gelegene „Wolfsschanze“, wo er am 21. Juli als einen der ersten ausländischen Besucher der neuen Anlage den kroatischen Kriegsminister Marschall Sladko Kvaternik empfing. Kvaternik hatte am 10. April 1941 den Unabhängigen Staat Kroatien ausgerufen und amtierte seither als Pavelićs Stellvertreter, Minister für Landesverteidigung und Oberbefehlshaber der erst im Aufbau begriffenen kroatischen Streitkräfte.24

Der kroatische Marschall Kvaternik (rechts vorne) war am 21. 7. 1941 einer der ersten Besucher Hitlers in der neuen Anlage Wolfsschanze. Hinten von links nach rechts: Von Ribbentrop, Hewel, Keitel.
Der kroatische Marschall Kvaternik (rechts vorne) war am 21. 7. 1941 einer
                        der ersten Besucher Hitlers in der neuen Anlage Wolfsschanze. Hinten von
                        links nach rechts: Von Ribbentrop, Hewel, Keitel.

1Quelle: Neumärker, Conrad und Woywodt, Wolfsschanze, 79.

5Das Gespräch wäre eigentlich, von der Person Kvaterniks her betrachtet, nicht weiter interessant, gehörte es doch laut Hillgruber zu folgendem Typ: „Hitler im Gespräch mit ‚Verbündeten‘, die er entweder nicht ernst nahm […] oder die er als ‚Kumpane‘ behandelte.“25 Aus dieser Kumpanei sowie aus den betonten, gemeinsamen österreichischen Wurzeln resultierte allerdings eine bemerkenswerte Offenheit Hitlers gegenüber seinem Gast, was den Umgang mit den Juden betraf. Deshalb gilt das Protokoll dieses Gesprächs als eines der frühesten Dokumente, das Hitlers Absicht der physischen Vernichtung der Juden belegt, denn Hitler legte gegenüber Kvaternik seinem Judenhass keine Zügel an. „Denn, wenn auch nur ein Staat aus irgendwelchen Gründen eine jüdische Familie bei sich dulde, so würde diese der Bazillenherd für eine neue Zersetzung werden. Gäbe es keine Juden mehr in Europa, so würde die Einigkeit der europäischen Staaten nicht mehr gestört werden. Wohin man die Juden schicke, nach Sibirien oder nach Madagaskar, sei gleichgültig. Er werde an jeden Staat mit dieser Forderung herantreten. Der letzte Staat, in dem die Juden sich noch halten würden, werde Ungarn sein. Man müsse diesem Staat dann eine allgemeine intereuropäische Aufforderung schicken, damit er sich diesem eisernen Willen Europas fügt.“ Hitler wusste sehr gut, dass die erwähnte Aufforderung in Kroatien auf offene Ohren stoßen würde; er ließ gleichwohl durchblicken, dass er gegenüber weniger kooperationswilligen Staaten vor der Ausübung massiven Drucks nicht zurückschrecken werde.26

6Ende November 1941 traf Hitler in Berlin über mehrere Tage verteilt mit etlichen ausländischen Diplomaten und Ministern anlässlich der Erweiterung des Dreimächtepakts durch neue Mitglieder zusammen. Darunter befand sich der seit 11. Juni amtierende kroatische Außenminister Mladen Lorković, den Hitler am 27. November für 30 Minuten zum ersten von insgesamt zwei Treffen der beiden empfing. Das kurze Protokoll der ebenso kurzen Unterredung ist insoweit interessant, als ihm zufolge Lorković, nicht Hitler, das Gespräch eröffnete und längere überaus optimistische, um nicht zu sagen geschönte Ausführungen zu Gründung und Aufbau des kroatischen Staates anbringen konnte. Hitler hielt bei dieser Gelegenheit also keineswegs einen seiner sprichwörtlichen Monologe, in deren Verlauf seine Gäste kaum oder gar nicht zu Wort kamen. Der Diktator lobte die kroatische Führung und äußerte, Deutschland sei über seine Verbündeten sehr glücklich. Angesichts der sich gerade anbahnenden Winterkrise vor Moskau tätigte Hitler eine seiner frühesten, vom Sozialdarwinismus geprägten Bemerkungen darüber, was er im Fall eines negativen Ausgangs des Krieges erwartete: Wäre das deutsche Volk nicht mehr bereit, für sein Überleben zu kämpfen, so geschehe es ihm recht, durch eine stärkere Macht zugrunde zu gehen. Er würde seinem eigenen Volk dann keine Träne nachweinen.27

7Einer der zahlreichen Wechsel im Spitzenpersonal des Unabhängigen Kroatischen Staates machte es erforderlich, dass Hitler am 14. Februar 1942 (die Winterkrise war inzwischen einigermaßen überstanden) in der Berliner Reichskanzlei den neuen kroatischen Gesandten Mile Budak zu dessen Antrittsbesuch und zur Übergabe des Beglaubigungsschreibens empfing. Es war eine reine Routineangelegenheit, doch Hitler nutzte wieder einmal die Chance, gegenüber einem kroatischen Gast mit besonderer Unverblümtheit die Notwendigkeit des Kampfes gegen die Sowjetunion und seine Entschlossenheit, den im Herbst 1941 in Serbien ausgebrochenen, kommunistisch geführten Aufstand mit brutalsten Mitteln niederzuschlagen, zu unterstreichen. Daneben ergingen sich die beiden in Erinnerungen an ihre gemeinsame österreichische Vergangenheit. Budak, der nur rund ein Jahr auf seinem Berliner Posten blieb und dann Kroatiens Außenminister wurde, hatte im Ersten Weltkrieg als Offizier der Habsburgermonarchie gedient und war in serbische Kriegsgefangenschaft geraten, über die er Hitler gegenüber grauenhafte Schilderungen abgab.28

8Im folgenden halben Jahr hatte Hitler keinen persönlichen Kontakt zu kroatischen Spitzenpolitikern. Erst am 24. September 1942 empfing er ein weiteres Mal Pavelić im Führerhauptquartier. Um während der laufenden deutschen Sommeroffensive im Süden der Ostfront näher am Geschehen zu sein, war dieses von der Wolfsschanze in die neu errichtete Anlage „Werwolf“ bei Winniza in der Ukraine verlegt worden. Bei Empfängen von Politikern verbündeter und/oder besetzter Staaten waren sporadisch die deutschen Vertreter vor Ort (zivile wie militärische) zugegen, so auch bei dieser Unterredung, an der neben dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, und RAM von Ribbentrop der deutsche Gesandte in Zagreb, Siegfried Kasche, und der Bevollmächtigte Deutsche General in Kroatien, der aus Österreich stammende Generalleutnant Edmund Glaise von Horstenau, teilnahmen. Pavelić und Kasche beteiligten sich rege an dem Gespräch, Glaise nur sporadisch.29

9Pavelić beklagte sich darüber, dass die Italiener den Juden in Kroatien Schutz gewähren würden und er daher nicht in der Lage sei, die deutscherseits gewünschten antisemitischen Maßnahmen überall durchzuführen; lediglich in dem von ihm unmittelbar kontrollierten Gebiet habe er die „Judenfrage“ gelöst. Hitler erwiderte keineswegs hinhaltend (was gerade bei diesem Thema nicht zu erwarten ist), die Angelegenheit müsse mit Mussolini besprochen werden. Hierfür wünschte er „ein hieb- und stichfestes Memorandum“, mit dessen Ausarbeitung nach Vorschlag von Ribbentrops der deutsche Gesandte in Zagreb beauftragt wurde. Davon abgesehen drehte sich das Gespräch um Wirtschafts-, Verkehrs- und Transportfragen, die Ausbildung und Ausrüstung der kroatischen Armee und der Milizen, die Partisanenbekämpfung sowie die Frage der Kommandoführung. Hitler behauptete, in Kroatien nur widerwillig, wegen der größeren deutschen Effizienz und Erfahrung dazu gezwungen, einen deutschen Oberbefehl installiert zu haben. Ihm wäre es am liebsten, müsste er überhaupt keine Verbände der Wehrmacht in Kroatien einsetzen.30

10Die dritte Zusammenkunft mit Pavelić fand am 27. April 1943 im Zuge von Hitlers seit 1942 eingeführten Frühjahrsbegegnungen mit den Spitzen der verbündeten und abhängigen Staaten statt. Zu diesem Zweck war das bei Salzburg gelegene Schloss Kleßheim, ein früherer Besitz der Salzburger Erzbischöfe, zu einem repräsentativen Versammlungsort umgebaut worden. Er lag praktischerweise nur wenige Kilometer von Hitlers Berghof entfernt, sodass der Diktator während der sich über etliche Tage oder sogar Wochen hinziehenden Begegnungen täglich vom Berghof anreisen und abends dorthin zurückfahren konnte. Obendrein war es möglich, ausgewählte Gäste direkt in Hitlers privatem Domizil zu empfangen.

11Die Kleßheimer Frühjahrstreffen mit den Spitzen der Verbündeten und Satelliten hatten 1942 begonnen; Pavelić nahm nur 1943 teil, begleitet vom nun zum Außenminister avancierten Budak, Staatsminister Lorković, Staatssekretär Vilko Begić und General Ivan Prpić. 1944 reiste nicht Pavelić, sondern Ministerpräsident Mandić mit Außenminister Stijepo Perić nach Salzburg. Was die Machtpositionen der dort versammelten Staatsmänner betraf, so lag jene von Pavelić auf einer mittleren Ebene. Nach Salzburg reisten Vertreter unzweifelhaft selbstständiger, aber mit Deutschland verbündeter und gemeinsam Krieg führender Staaten wie Miklós Horthy (Ungarn), Ion Antonescu (Rumänien), Mussolini (Italien) und Bulgariens Regentschaftsrat. In der Mitte lagen von Deutschland völlig abhängige Staaten wie die Slowakei (vertreten durch deren Staatspräsidenten Dr. Josef Tiso) und Kroatien. Noch schwächer war die Position des norwegischen Kollaborateurs Vidkun Quisling, der in seinem von deutschen Truppen besetzten Land zwar eine Regierung anführen durfte, über der jedoch als oberste Autorität ein deutscher Reichskommissar stand. Kurzum: Die Einladung der Kroaten nach Kleßheim ab 1943 bewegte sich im üblichen Rahmen.

12Hitler begann das Gespräch mit Pavelić am 27. April 1943 dem deutschen Protokoll zufolge nahezu wortgleich wie jenes mit Tiso fünf Tage zuvor: „Der Führer eröffnete die Unterredung mit der Bemerkung, daß er den Poglavnik lediglich deshalb nach Salzburg eingeladen habe, um wieder einmal mit ihm persönlich zusammenzutreffen. Eigentlich liege kein dringender Grund für eine Aussprache vor, denn die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kroatien funktioniere ausgezeichnet.“31 Damit war genau das ausgedrückt, was Propagandaminister Joseph Goebbels als Zweck der Kleßheimer Begegnungen bezeichnete: eine Show der Geschlossenheit des Achsenbündnisses für die Weltöffentlichkeit. Angesichts von Hitlers Einleitung verwundert nicht, dass sich das Gespräch thematisch in den bekannten Bahnen bewegte, die jenes vom September 1942 vorgegeben hatte.

13Am 28. und/oder 29. August 1943 empfing Hitler in der Wolfsschanze den neuen kroatischen Gesandten Stjepan Ratković.32 Über das Ereignis ist nichts weiter bekannt; es liegt kein deutsches Protokoll vor. Ratković meldete sich vermutlich nur zu einem Antrittsbesuch beim deutschen Staatsoberhaupt. Der Nächste in der Reihe (dem chronologisch gesehen folgenden Besuch des serbischen Ministerpräsidenten Nedić ist ein eigener Abschnitt gewidmet) war der kroatische Kriegsminister Miroslav Navratil. Begleitet vom kroatischen Militärattaché in Berlin, hielt er sich am 22. November 1943 und vielleicht auch länger in der Wolfsschanze auf. Ein Zusammentreffen mit Hitler ist überaus wahrscheinlich, doch liegen hierzu keine näheren Informationen vor.33

14Wie erwähnt, trafen Ministerpräsident Nikola Mandić und Außenminister Stijepo Perić am 1. März 1944 mit Hitler im Schloss Kleßheim zu einer Unterredung zusammen; anwesend waren ferner RAM von Ribbentrop und OKW-Chef Keitel. Auf Mandićs und Perićs Schilderung der angeblich weitgehenden Zerschlagung der Partisanen reagierte Hitler lediglich mit einigen – zu Recht – skeptischen Zwischenfragen, mit denen er dieses allzu rosige Lagebild etwas dämpfte, aber nicht grundlegend widersprach. Perić kam dann auf die Repressalien in Kroatien zu sprechen, „die oft in völlig ungerechtfertigter Weise von den deutschen Truppen durchgeführt wurden. So seien in seinem eigenen Dorf ohne jeden Grund sieben Bauern erschossen und sämtliche Häuser, darunter sein eigenes, geplündert worden. Sogar Möbel und Wäschestücke hätten die deutschen Truppen weggenommen. Generalfeldmarschall Keitel war über diese Vorgänge nicht unterrichtet und wurde vom Führer beauftragt, die nötigen Feststellungen zu treffen.“ Die beiden Kroaten hatten an den in ihrem Land stationierten deutschen Verbänden noch Weiteres auszusetzen; Hitler hörte sich dies geduldig an und sagte jeweils eine Prüfung zu.34 Er traf zeitnah eine ganze Reihe von Anordnungen, die nach außen als Ergebnis der Besprechung mit der kroatischen Delegation firmierten.35 Dem kroatischen Wunsch, das deutsche Hauptquartier für den Balkan von Belgrad nach Zagreb zu verlegen, konnte allerdings wegen der Weigerung der Militärs vor Ort nicht entsprochen werden. Einig war man sich hingegen in der Beurteilung der Unfähigkeit Italiens und dessen „Verrats“ im Sommer 1943.

15Über den Antrittsbesuch des neuen kroatischen Gesandten Vladimir Kosak bei Hitler auf dem Berghof am 4. Juni 1944 ist lediglich das Faktum bekannt.36 Mehr wissen wir über das vierte und letzte Zusammentreffen mit Pavelić, der mit Außenminister Mehmed Alajbegović und Generalleutnant Đuro Gruić am 18. September 1944 in der Wolfsschanze erschien. Bei der Unterredung insistierten die Kroaten mit erstaunlicher, im Protokoll mehrfach explizit vermerkter Hartnäckigkeit auf der Einrichtung eines einheitlichen deutschen Oberkommandos für den Balkanraum sowie darauf, die Deutschen müssten ihnen mehr leichte Waffen liefern; sie ließen sich durch keinerlei Hinweise auf die angespannte Rüstungslage davon abbringen. Pavelić legte Hitler sogar dar, was dieser tun solle: „Der Poglavnik betonte erneut, daß der Führer seiner Ansicht nach allen militärischen Stellen die Weisung erteilen solle […].“

16Die von den Deutschen in Kroatien eingesetzte Kosakendivision, die bereits Mandić und Perić am 1. März dieses Jahres kritisiert hatten, bezeichnete Pavelić wegen ihrer notorischen Neigung zu Plünderungen als eine „schreckliche Qual“ für die Bevölkerung.37 Hitler erließ am folgenden Tag über das OKW tatsächlich Befehle, die den Wünschen der Kroaten entgegenkamen.38 Sein Entgegenkommen sticht ins Auge, ist aber dadurch erklärbar, dass nach dem Abfall mehrerer Verbündeter (Rumänien, Bulgarien, Finnland) während der vergangenen Wochen und angesichts des Vormarschs der Roten Armee auf dem Balkan eine moralische Stärkung der kroatischen Partner dringend erforderlich schien. Dies galt umso mehr, als kurz vor dem Treffen mehrere kroatische Regierungsmitglieder die Nerven verloren hatten und deswegen, wie Pavelić freimütig und mit Beispielen untermauert darlegte, ihre Ämter niederlegen und vor ein Kriegsgericht gestellt werden mussten. Interessant sind Pavelićs seltsame Ausführungen zu Tito, den er aus seiner Zeit als Rechtsanwalt kenne; er hielt ihn nicht für den wahren Führer der kommunistischen Partisanen, sondern für eine lediglich vorgeschobene Gestalt. Das Gespräch endete nach zweieinhalb Stunden; es waren die letzten Kroaten, die Hitler zu Gesicht bekam.

4. Serbien/Nedić

1Aufgrund der Berichterstattung des AA-Vertreters im besetzten Belgrad befürwortete das Auswärtige Amt einen baldigen, schon seit Längerem geplanten Besuch des kollaborierenden serbischen Ministerpräsidenten Milan Nedić; im Mai 1943 fanden deshalb zwei Besprechungen im AA statt, bei denen es um die mögliche Stärkung der Kompetenzen von Nedićs Regierung ging.39 Der Empfang bei Hitler in der Wolfsschanze kam erst am 18. September 1943 zustande.40 Da keine Niederschrift der Gespräche überliefert ist, sei hier Goebbelsʼ kurze Schilderung wiedergegeben: „Der serbische Ministerpräsident Neditsch [sic] hat dem Führer einen Besuch gemacht. Er hat sich bei diesem Besuch außerordentlich gehorsam und devot gezeigt. Der Führer glaubt, daß er ihn zur Wiederherstellung der Ordnung in Serbien gut gebrauchen kann.“41 Irgendeinen Einfluss auf die verworrene Lage in Serbien und die schwache Stellung des Ministerpräsidenten hatte die Begegnung nicht.

5. Exkurs: Der Österreicher Hitler und der Balkan

1Es gab zahlreiche dokumentierte Gelegenheiten, bei denen Hitler nicht zögerte, sich als Experte für die erörterten Fragen Südosteuropas auszugeben, da er „ehemaliger Österreicher“ sei.42 Einmal betonte Hitler, er kenne als „einstmaliger Österreicher“ die ethnografischen Verhältnisse „dort unten genau“, womit er zu erkennen gab, dass der Wiener Schiedsspruch zwischen Ungarn und Rumänien seine persönliche Handschrift trug.43 Bei anderer Gelegenheit unterstrich Hitler seine Balkan-Expertise mit den Worten „als Südostdeutscher“ bzw. „als Wiener“.44 Hillgrubers Edition enthält weitere Nachweise für Hitlers Rekurs auf seine österreichische Herkunft, die hier nicht zitiert werden. Naturgemäß setzte Hitler dieses Argument vorrangig gegenüber Staatsmännern ein, die Nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie oder deren einstige Nachbarn repräsentierten. Wie dargelegt, kamen entweder Hitlers kroatische Gäste oder dieser selbst mehrfach auf die gemeinsamen altösterreichischen Wurzeln zu sprechen. Hitler versicherte ihnen, ihm seien die generelle Treue und Loyalität der Kroaten einschließlich der bosnisch-herzegowinischen Muslime bestens bekannt.

2Anhang: Jugoslawische Besucher bei Hitler 19401944

DatumPerson(en)Ort
28. 11. 1940Jugoslawischer Außenminister Cincar-MarkovićBerghof
14. 2. 1941Jugoslawischer Ministerpräsident Cvetković (mit Außenminister Cincar-Marković)Berghof
4. 3. 1941Jugoslawischer Prinzregent PaulBerghof
25. 3. 1941Jugoslawischer Ministerpräsident Cvetković (mit Außenminister Cincar-Marković)Wien
7. 5. 1941Kroatischer Gesandter BenzonBerlin
6. 6. 1941Kroatischer Staatschef PavelićBerghof
21. 7. 1941Kroatischer Verteidigungsminister KvaternikWolfsschanze
27. 11. 1941Kroatischer Außenminister LorkovićBerlin
14. 2. 1942Kroatischer Gesandter BudakBerlin
24. 9. 1942Kroatischer Staatschef PavelićWerwolf
27. 4. 1943Kroatischer Staatschef Pavelić (mit Außenminister Budak, Staatsminister Lorković, Staatssekretär Begić, General Prpić)Schloss Kleßheim
28./29. 8. 1943Kroatischer Gesandter RatkovićWolfsschanze
18. 9. 1943Serbischer Ministerpräsident NedićWolfsschanze
22. 11. 1943Kroatischer Kriegsminister NavratilWolfsschanze
1. 3. 1944Kroatischer Ministerpräsident Mandić (mit Außenminister Perić)Schloss Kleßheim
4. 6. 1944Kroatischer Gesandter KosakBerghof
18. 9. 1944Kroatischer Staatschef Pavelić (mit Außenminister Alajbegović, Generalleutnant Gruić)Wolfsschanze

Literatur und Quellen

  • Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik: D XI/1, D XI/2, D XII/1, E III, E V, E VI, E VII.
  • Corvaja, Santi. Hitler and Mussolini: The Secret Meetings. New York: Enigma Books, 2008.
  • Deutsche Wochenschau, 1941.
  • Die Organisation des Terrors. Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 19431945. Herausgegeben von Matthias Uhl, Thomas Pruschwitz, Martin Holler, Jean-Luc Leleu und Dieter Pohl. München: Piper, 2020.
  • Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil I: Aufzeichnungen 1923–1941, Band 9. Herausgegeben von Elke Fröhlich. München: Saur, 1998.
  • Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil II: Diktate 1941–1945, Band 9. Herausgegeben von Manfred Kittel. München: Saur, 1993.
  • Goeschel, Christian. Mussolini und Hitler. Die Inszenierung einer faschistischen Allianz. Berlin: Suhrkamp, 2019.
  • Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1940–1941. Band I: 1. August 1940–31. Dezember 1941. Zusammengestellt und erläutert von Hans-Adolf Jacobson. Herausgegeben von Percy Ernst Schramm. München: Pawlak, 1982.
  • Mäuer, Frank Uwe. Zu Gast in Deutschland – Staatsbesuche in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Hamburg: Dr. Kovač, 2016.
  • Milza, Pierre. Conversations Hitler – Mussolini 1934 – 1944. Paris: Fayard, 2013.
  • Neumärker, Uwe, Robert Conrad und Cord Woywodt. Wolfsschanze. Hitlers Machtzentrale im II. Weltkrieg. Augsburg: Bechtermünz, 2005.
  • Olshausen, Klaus. Zwischenspiel auf dem Balkan. Die deutsche Politik gegenüber Jugoslawien und Griechenland von März bis Juli 1941. Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt, 1973.
  • Ránki, György. „Hitlers Verhandlungen mit osteuropäischen Staatsmännern, 19391944.“ In: Deutsche Frage und europäisches Gleichgewicht. Festschrift für Andreas Hillgruber zum 60. Geburtstag. Herausgegeben von Klaus Hildebrand und Reiner Pommerin, 195228. KölnWien: Böhlau, 1985.
  • Rem, Tore. Knut Hamsun. Die Reise zu Hitler. Berlin: Das Neue Berlin, 2016.
  • Sandner, Harald. Hitler – Das Itinerar. Aufenthaltsorte und Reisen von 1889 bis 1945. Berlin: Story, 2016.
  • Schieder, Wolfgang. Adolf Hitler – Politischer Zauberlehrling Mussolinis. BerlinBoston: De Gruyter Oldenbourg, 2017.
  • Schieder, Wolfgang. Mythos Mussolini. Deutsche in Audienz beim Duce. München: De Gruyter Oldenbourg, 2013.
  • Staatsmänner und Diplomaten bei Hitler. Vertrauliche Aufzeichnungen über Unterredungen mit Vertretern des Auslandes 1939–1941. Herausgegeben von Andreas Hillgruber. Frankfurt am Main: Bernard & Graefe, 1967.
  • Staatsmänner und Diplomaten bei Hitler. Vertrauliche Aufzeichnungen über Unterredungen mit Vertretern des Auslandes. Zweiter Teil: 1942–1944. Herausgegeben von Andreas Hillgruber. Frankfurt am Main: Bernard & Graefe, 1970.
  • Zelle, Karl-Günter. Mit Hitler im Gespräch. Blenden – überzeugen – wüten. Paderborn: Schöningh, 2017.

1Martin Moll

2JUGOSLAWEN BEIM FÜHRER

3HITLERS BEGEGNUNGEN MIT JUGOSLAWISCHEN STAATSMÄNNERN

4IM ZWEITEN WELTKRIEG

5ZUSAMMENFASSUNG

6Die in unterschiedlicher Ausführlichkeit vorgestellten Besucher Hitlers (3 Jugoslawen, 14 Kroaten, 1 Serbe) repräsentierten divergierende Staaten: 1) Das souveräne, von Hitler umworbene, jedoch nie unter Druck gesetzte Königreich Jugoslawien bis Ende März 1941, 2) den scheinsouveränen, in Wahrheit vom Deutschen Reich und zeitweilig von Italien abhängigen, instabilen Unabhängigen Kroatischen Staat der Ustascha von April 1941 bis Kriegsende und 3) das noch schwächere, ab April 1941 von der Wehrmacht besetzte Rumpfserbien. Die jugoslawischen Vertreter ließen sich erst nach mehrmonatigem Zureden Hitlers zum Beitritt ihres Landes zum Dreimächtepakt bewegen; ein Schritt, dem wegen eines Regierungswechsels keine praktische Bedeutung mehr zukam. Die Kroaten suchten bis Mitte 1943 vor allem Hitlers Unterstützung gegen die italienische Dominanz, womit sie bedingt erfolgreich waren. Sie vertraten stets selbstbewusst und teilweise erfolgreich die Interessen ihres Landes. Hitler war den Kroaten zugeneigt, was unter anderem mit seiner österreichischen Herkunft zu tun hatte. Konträr stand er zu den Serben, sodass er deren Ministerpräsidenten Nedić nur einmal empfing. Da über diese Begegnung kaum Informationen vorliegen, ist eine vergleichende Beurteilung nicht möglich.

Notes

* Univ.-Dozent Dr., Historiker, Institut für Geschichte der Universität Graz, Attemsgasse 8, A-8010 Graz; martin.moll@uni-graz.at

1. Für die Vorkriegszeit Frank Uwe Mäuer, Zu Gast in Deutschland – Staatsbesuche in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (Hamburg: Dr. Kovač, 2016).

2. Mitgezählt sind: Protektorat Böhmen und Mähren, Jugoslawien (bis April 1941), danach Serbien und Kroatien. Literatur zu diesem Thema: György Ránki, „Hitlers Verhandlungen mit osteuropäischen Staatsmännern, 19391944,“ in: Deutsche Frage und europäisches Gleichgewicht. Festschrift für Andreas Hillgruber zum 60. Geburtstag, hrsg. Klaus Hildebrand und Reiner Pommerin (KölnWien: Böhlau, 1985), 195228. Santi Corvaja, Hitler and Mussolini: The Secret Meetings (New York: Enigma Books, 2008). Pierre Milza, Conversations Hitler – Mussolini 1934 – 1944 (Paris: Fayard, 2013). Karl-Günter Zelle, Mit Hitler im Gespräch. Blenden – überzeugen – wüten (Paderborn: Schöningh, 2017). Wolfgang Schieder, Adolf Hitler – Politischer Zauberlehrling Mussolinis (BerlinBoston: De Gruyter Oldenbourg, 2017). Zur Begegnung Hitlers mit dem hochbetagten norwegischen Literaturnobelpreisträger Hamsun 1943: Tore Rem, Knut Hamsun. Die Reise zu Hitler (Berlin: Das Neue Berlin, 2016).

3. Vgl. Wolfgang Schieder, Mythos Mussolini. Deutsche in Audienz beim Duce (München: De Gruyter Oldenbourg, 2013). Christian Goeschel, Mussolini und Hitler. Die Inszenierung einer faschistischen Allianz (Berlin: Suhrkamp, 2019).

4. Staatsmänner und Diplomaten bei Hitler. Vertrauliche Aufzeichnungen über Unterredungen mit Vertretern des Auslandes 1939–1941, hrsg. Andreas Hillgruber (Frankfurt am Main: Bernard & Graefe, 1967). Staatsmänner und Diplomaten bei Hitler. Vertrauliche Aufzeichnungen über Unterredungen mit Vertretern des Auslandes. Zweiter Teil: 1942–1944, hrsg. Andreas Hillgruber (Frankfurt am Main: Bernard & Graefe, 1970). Ergänzend Harald Sandner, Hitler – Das Itinerar. Aufenthaltsorte und Reisen von 1889 bis 1945 (Berlin: Story, 2016).

5. Vgl. Klaus Olshausen, Zwischenspiel auf dem Balkan. Die deutsche Politik gegenüber Jugoslawien und Griechenland von März bis Juli 1941 (Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt, 1973).

6. Zuvor war Cincar-Marković zwischen 1935 und 1939 jugoslawischer Gesandter in Berlin gewesen, hatte also dort den „Anschluss“ Österreichs 1938 erlebt, der Jugoslawien eine gemeinsame Grenze mit dem Reich bescherte.

7. Aufzeichnung über die Unterredung zwischen dem Führer und dem jugoslawischen Außenminister Cincar-Marković auf dem Berghof am 28. November 1940. – Staatsmänner I, 37481.

8. RAM an Gesandtschaft Belgrad, 21. 12. 1940. Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik (ADAP) D XI/2, Nr. 549, 773f., Zitat 774.

9. Staatsmänner I, 37481. ADAP D XI/2, Nr. 417, 60914.

10. Staatsmänner I, 379f. ADAP D XI/2, Nr. 417, 613.

11. Der Gesandte in Belgrad an das AA, für RAM persönlich, 23. 12. 1940. ADAP D XI/2, Nr. 551, 776.

12. Aufzeichnung über die Unterredung zwischen dem RAM und dem jugoslawischen Ministerpräsidenten Cvetković im Beisein des jugoslawischen Außenministers Cincar-Marković am 14. Februar 1941 in Fuschl. ADAP D XII/1, Nr. 47, 65–72, hier 70.

13. Aufzeichnung über die Unterredung zwischen dem Führer und dem jugoslawischen Ministerpräsidenten Cvetković auf dem Berghof am 14. Februar 1941. – Staatsmänner I, 456–64. ADAP D XII/1, Nr. 48, 72–78. Aufzeichnung Cvetkovićs in: Dokumenti o Jugoslaviji: historijat od osnutka zajedničke države do danas, hrsg. Ferdo Čulinović (Zagreb: Školska knjiga, 1968), Nr. 8, 12–17. Siehe auch:Deutsche Wochenschau, Nr. 546 vom 19. 2. 1941.

14. Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD an AA, 25. 1. 1941, mit Anlage: Brief Danilo Gregorić an Gesandten Paul Schmidt, 20. 1. 1941. ADAP D XI/2, Nr. 708, 99193. Zu Gregorić vgl. die Notiz des Leiters der Nachrichten- und Presseabteilung des AA (Paul Schmidt), 12. 11. 1940. ADAP D XI/1, Nr. 324, 447f. Gregorić wurde darin als wichtige, betont deutschfreundliche Persönlichkeit in Belgrad eingestuft. Der Jugoslawe wurde im November 1940 von AA-Staatssekretär Ernst von Weizsäcker in Berlin empfangen. Ebenda. Von Ribbentrop vermerkte auf Schmidts Notiz, er wolle Gregorić zu einem späteren Zeitpunkt treffen. Ebenda, 448, Fußnote 8. Aufzeichnung des Leiters der Nachrichten- und Presseabteilung, 4. 2. 1941. ADAP D XII/1, Nr. 10, 1214. Schmidt berichtet über ein weiteres Gespräch mit Gregorić am 4. 2. 1941, in dem es neuerlich um die diskrete Einladung des jugoslawischen Ministerpräsidenten und des Außenministers nach Deutschland ging. Vgl. ferner von Ribbentrop an Gesandtschaft Belgrad, 6. 2. 1941. ADAP D XII/1, Nr. 20, 29f. Der RAM habe Gregorić inzwischen empfangen. Die Jugoslawen könnten in den folgenden Tagen nach Salzburg bzw. auf den Berghof kommen; Hitler werde sie vermutlich empfangen. Auf Wunsch könne die Reise geheim gehalten werden.

15. Staatsmänner I, 381, insbesondere Fußnote 30.

16. Vermerk des Gesandten Hewel (Persönlicher Stab RAM), 29. 1. 1941. ADAP D XI/2, Nr. 730, 1019.

17. Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1940–1941. Band I: 1. August 1940–31. Dezember 1941. Zusammengestellt und erläutert von Hans-Adolf Jacobson, hrsg. Percy Ernst Schramm (München: Pawlak, 1982) (KTB OKW 1940/41), Teil I, 328, Eintragung zum 17. 2. 1941. Vgl. ebenda, 342, Eintragung zum 3. 3. 1941. Prinzregent Paul sei von Hitler auf den Berghof eingeladen worden. Das Treffen fand bereits am folgenden Tag statt. Ebenda, 344f., Eintragung zum 4. 3. 1941. Ein Besuch Pauls war bei der Unterredung Hitlers mit Cvetković und Cincar-Marković am 14. 2. 1941 in Aussicht genommen worden. ADAP D XII/1, Nr. 48, 7278, hier 78. Von Ribbentrop telegrafierte zwei Tage darauf an die Gesandtschaft in Belgrad, der Prinzregent könne, falls gewünscht, in der ersten Hälfte dieser Woche auf den Berghof kommen. Der Gesandte sollte aber keine eigenen Schritte setzen. RAM an Gesandtschaft Belgrad, 16. 2. 1941. ADAP D XII/1, Nr. 60, 91. Der Gesandte antwortete, seiner Meinung nach habe sich Jugoslawien noch nicht für oder gegen einen Beitritt zum Dreimächtepakt entschieden, folglich sei der Termin für den Besuch Pauls noch offen. Ebenda, Fußnote 1. Am 25. 2. meldete der Gesandte, der Prinzregent nehme die Einladung an und schlage als „Zeitpunkt Anfang nächster Woche“ vor; er lege auf höchste Geheimhaltung Wert. Gesandter Belgrad an AA, 25. 2. 1941. ADAP D XII/1, Nr. 84, 129.

18. KTB OKW 1940/41, Teil I, 345, Eintragung zum 4. 3. 1941.

19. Von Ribbentrop an Gesandten Belgrad, 7. 3. 1941. ADAP D XII/1, Nr. 130, 190f. Ebenda, 190, Fußnote 4: Der US-Gesandte in Belgrad berichtete am 30. 3. 1941 nach Washington, Hitler habe Paul gesagt, er wolle Russland im Juni oder Juli angreifen. Ebenda, 191, Fußnote 5: Von Ribbentrop telegrafierte der Belgrader Gesandtschaft am 7. 3. 1941: Da der Prinzregent schwanke, wolle er ihn in der kommenden Woche neuerlich treffen.

20. Aufzeichnung über die Unterredung zwischen dem Führer und dem jugoslawischen Ministerpräsidenten Cvetković im Hotel Imperial in Wien am 25. März 1941. – Staatsmänner I, 48891.

21. Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil I: Aufzeichnungen 1923–1941, Band 9, hrsg. Elke Fröhlich (München: Saur, 1998), 364, Eintragung zum 11. 6. 1941. Goebbels traf den Kroaten erstmals an diesem Tag, er fügte aber ohne genaue Datierung hinzu: „Beim Führer sind sie sehr gut aufgenommen worden.“ Dies könnte sich auch auf die Begegnung Hitler-Pavelić am 6. Juni beziehen.

22. Vgl. das Foto der Überreichung der Geschenke bei Hillgruber, Staatsmänner I, Bildteil nach Seite 560. Deutsche Wochenschau, Nr. 562 vom 11. 6. 1941.

23. Aufzeichnung über die Unterredung zwischen dem Führer und dem kroatischen Staatsführer Dr. Pavelić am 6. Juni 1941. Staatsmänner I, 57580. ADAP D XII/2, Nr. 603, 81316. Vgl. ebenda, 813, Fußnote 1 zur Vorgeschichte der Begegnung.

24. Aufzeichnung über die Unterredung des Führers mit Marschall Kvaternik im Führerhauptquartier am 21. Juli 1941. Staatsmänner II, 55157 (gegenüber Band I vervollständigter Text). ADAP D XIII/2, Anhang III, 83538. Die Einladung zu diesem Besuch hatte von Ribbentrop am 14. Juli ausgesprochen. ADAP D XIII/1, 171, Anmerkung der Herausgeber. Ein Foto des Treffens zeigt, an einem Tisch sitzend, neben Hitler und Kvaternik auch Keitel, von Ribbentrop und Botschafter Hewel, von dem die Aufzeichnung des Gesprächs stammt, der aber offenkundig nicht mit der Führung eines Protokolls beschäftigt ist. Uwe Neumärker, Robert Conrad und Cord Woywodt, Wolfsschanze. Hitlers Machtzentrale im II. Weltkrieg (Augsburg: Bechtermünz, 2005), 79.

25. Staatsmänner I, 17.

26. Unterredung des Führers mit Marschall Kvaternik im Führerhauptquartier am 21. Juli 1941. Staatsmänner II, 55157, Zitat 557.

27. Aufzeichnung über den Empfang des kroatischen Außenministers Lorković durch den Führer in Anwesenheit des Reichsaußenministers am 27. November 1941 von 20.3021 Uhr. Staatsmänner I, 65862.ADAP D XIII/2, Nr. 511, 70608.

28. Antrittsbesuch des neuernannten kroatischen Gesandten Dr. Mile Budak beim Führer am 14. Februar 1942, 17 Uhr, in der Neuen Reichskanzlei. Staatsmänner II, 6164.

29. Staatsmänner II, 11120 und 120–26 (gekürzte Fassung für Mussolini). Langfassung in ADAP E III, Nr. 310, 53038.

30. Aufzeichnung über das Treffen Hitlers mit Pavelić im Führerhauptquartier im Beisein des RAM, Keitels, Kasches, Hewels, Schmidts sowie des deutschen Bevollmächtigten Generals in Agram [= Zagreb], Edmund von Glaise-Horstenau, am 23. 9. 1942 [richtig: 24. 9.].ADAP E III, Nr. 310, 53038, hier 536f.

31. Aufzeichnung über die Unterredung zwischen dem Führer und dem Poglavnik in Anwesenheit des RAM, des kroatischen Außenministers Dr. Budak, des Staatsministers Lorković, des Generalfeldmarschalls Keitel, der Generäle Zeitzler und Glaise-Horstenau, des kroatischen Staatssekretärs Begić und des kroatischen Generals Prpić in Schloss Kleßheim am 27. April 1943, 27. 4. 1943. Staatsmänner II, 27076, Zitat 270. ADAP E V, Nr. 347, 70410, Zitat 704.

32. Sandner, Itinerar IV, 2130f., nennt Empfänge des Kroaten für den 28. und 29. 8. 1943. Laut Staatsmänner II, 29, gab es nur eine Zusammenkunft am 28. 8.

33. Diesen Besuch im Hauptquartier notiert das KTB OKW 1943, Teil II, 1334. Eintragung zum 4. 12. 1943. Aus dieser Stelle geht eine Begegnung mit Hitler nicht hervor. Eine weitere Erwähnung ohne Datum im KTB OKW 19441945, Teil I, 737. Gesandter Agram (Siegfried Kasche) an AA, 10. 12. 1943. ADAP E VII, Nr. 113, 221f. Reichsführer-SS Heinrich Himmler notierte sich ein Mittagessen mit Navratil und dem kroatischen Militärattaché am 23. November, offenbar ohne Hitler. Die Organisation des Terrors. Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 19431945, hrsg. Matthias Uhl, Thomas Pruschwitz, Martin Holler, Jean-Luc Leleu und Dieter Pohl (München: Piper, 2020), 544.

34. Aufzeichnung über die Unterredung zwischen dem Führer und dem kroatischen Ministerpräsidenten Mandić in Schloss Kleßheim am 1. März 1944 in Anwesenheit des RAM, des kroatischen Außenministers Perić und des Generalfeldmarschalls Keitel, 5. 3. 1944. Staatsmänner II, 36470, Zitate 369. ADAP E VII, Nr. 249, 472–77, hier 476. Von Ribbentrop gab am selben Tag in Kleßheim ein Essen für Mandić und Perić, an dem Himmler teilnahm. Uhl et al., Organisation, 643.

35. OKW/Wehrmachtführungsstab an Deutschen Bevollmächtigten General in Kroatien, 19. 3. 1944.ADAP E VII, Nr. 276, 519f.

36. Staatsmänner II, 29.

37. Aufzeichnung über die Unterredung zwischen dem Führer und dem Poglavnik in Anwesenheit des RAM, des Generalfeldmarschalls Keitel, des Außenministers Dr. Alajbegović und des Generalleutnants Gruić im Führerhauptquartier am 18. September 1944, 20. 9. 1944. Staatsmänner II, 50619, Zitate 516f. ADAP E VIII, Nr. 246, 46272, Zitate 470f. Himmler nahm an einem Abendessen teil, das von Ribbentrop an diesem Tag für Pavelić gab. Uhl et al., Organisation, 883.

38. Fernschreiben des Chefs OKW, Keitel, 19. 9. 1944.ADAP E VIII, Nr. 245, 461f.

39. Aufzeichnung der Abteilung Inland II des AA, 25. 6. 1943. ADAP E VI, Nr. 114, 201f. Hinweise auf die zwei Besprechungen im Mai 1943 ebenda, Fußnote 2.

40. Über das Gespräch Hitler/Nedić liegt keine Aufzeichnung vor. Staatsmänner II, 29.

41. Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil II: Diktate 1941–1945, Band 9 (München: Saur, 1993), 563, Eintragung zum 23. 9. 1943.

42. Aufzeichnung über die Unterredung zwischen dem Führer, dem italienischen Außenminister Graf Ciano, dem ungarischen Ministerpräsidenten Graf Teleki und dem ungarischen Außenminister Graf Csáky im Führerbau in München am 10. Juli 1940. Staatsmänner I, 16267, Zitate 165.

43. Aufzeichnung über den Empfang des ungarischen Gesandten Graf Sztójay beim Führer am 10. September 1940 von 12.40 Uhr bis 13.50 Uhr. Staatsmänner I, 20208, Zitate 208. ADAP D XI/1, Nr. 41, 4346, Zitate 46.

44. Aufzeichnung über das Gespräch des Führers mit dem ungarischen Gesandten Sztójay am 19. 4. 1941.ADAP D XII/2, Nr. 371, 48589, Zitat 488. Staatsmänner I, 52733, Zitat 531.